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Neuigkeiten rund um Himmelskleider

Lillians Kleid

Lillians Kleid hat Himmelskleider e.V. zu Jahresbeginn in Atem gehalten.

 

Liebe Frau Scheel,

wir wissen gar nicht mehr als Ihren Namen. Wir wissen nicht mal ob er korrekt geschrieben ist. Wir wissen nur, dass sie selbst zwei Kinder haben. Und so wurden Sie diese Woche die Dreh-und Angelfigur in einem Krimi mit Happy End – soweit eine traurige Geschichte glücklich enden kann. Aber beginnen wir von vorne:

Mitte letzter Woche erreichte mich die Anfrage einer jungen Frau, die für das Kind ihrer besten Freundin um ein Himmelskleidchen bat. Die kleine Lillian war noch im Bauch, doch sobald sie das Licht der Welt erblicken würde, würde auch ein Abschied nahen. Also saß ich zwei volle Abende an der Nähmaschine. Und nähte ein Himmelskleidchen für eine Prinzessin. Stickte ihren Namen auf das Kleid und schrieb ihn auf eine Kerze. Packte ein großes Päckchen für einen kleinen Stern. Packpapier drumherum – ab zur Post. „Geschafft – rechtzeitig abgegeben.“, dachte ich noch und war erleichtert, dass es noch Samstag raus gehen würde. Noch schnell die Sendungsnummer an die Freundin weiter gegeben und schwups – würde schon gutgehen. Dachten wir.

Am Dienstag dann schrieb mir Susanne – die Freundin der Mutter, die die Anfrage gestellt hatte – an, das Päckchen sei immer noch in der Filiale… In meinem Herzen, meinem Hirn schrillten alle Alarmglocken. Morgen musste das Paket bei der Familie sein – sonst wäre es zu spät. Ich rief bei DHL an. Man wolle sich bemühen und in der Filiale nachfragen. Irgendwie traute ich dem Frieden nicht und ging selbst dort vorbei. Und stieß auf Eiseskälte. Die Dame am Schalter leugnete schlicht, dass das Paket noch in der Filiale sei. Angerufen (wie mir versprochen wurde) hatte natürlich auch niemand. Ich bin fast Amok gelaufen dort – es hat alles nichts genutzt. Ich wollte doch nur dieses Paket haben um es ein weiteres Mal per Expressversand aufzugeben. Irgendwie musste sie dann aber doch ein schlechtes Gewissen geplagt haben… denn um 17.18Uhr war das Paket plötzlich im Verteilerzentrum registriert. Voraussichtlicher Zustelltag: 4.2.. Also Entwarnung – es kommt noch rechtzeitig. Inzwischen hatten wir von selber hinfahren bis Ersatzkleid per Expressversand alles überlegt. Wir schliefen alle beruhigt eine Nacht.

Am nächsten Morgen: Das Paket war falsch gescannt worden und auf dem Weg zurück zu mir. Das durfte nicht wahr sein!! Ich hatte Dienst, war arbeiten und konnte gar nicht viel tun. Susanne klemmte sich dann ans Telefon und erreichte:
SIE! Frau Scheel – irgendwo in der DHL Zentrale. Als Susanne Ihnen erklärte warum es so unfassbar wichtig ist, dass dieses Kleid besser gestern als heute ankommt, versprachen Sie alle Hebel in Bewegung zu setzen. Das Kleid per Kurier abzufangen und sich um eine rechtzeitige Zustellung zu bemühen… Da war jemand, dem das nicht egal war. Sie haben zwei Kinder – ich glaube es hat ihr Mutterherz berührt. Als am Abend noch nichts weiter passiert war glaubte niemand mehr an eine rechtzeitige Zustellung. Wie sollte das auch funktionieren? Wir heulten – aus Wut, Enttäuschung und unermesslicher Hilflosigkeit! Als ich am Morgen dann auf die Sendungsverfolgung schaute war doch ein kleines Wunder passiert: Das Paket war um 1.58 Uhr heute Nacht gescannt worden und wieder auf dem Rückweg zum Empfänger… vielleicht ja doch noch? DHL rief nochmal an: es würde Donnerstagabend zugestellt… das war zu spät. Donnerstagmorgen war die letzte Chance. Wir waren am Boden. Alle hatten wir so viel investiert.

Und dann geschah es. Dieses kleine Wunder: Die Route des DHL-Fahrers wurde geändert und um 11.02 Uhr heute Morgen erreichte dieses Paket seinen Bestimmungsort. Es hat den Weg rechtzeitig zu Lillians Eltern gefunden und die kleine Familie konnte sich heute von einem in liebe gekleideten Kind verabschieden.

Liebe Frau Scheel; ich möchte Ihnen danken. Für Ihren Einsatz, ihren Mut und ihre Tatkraft . Dafür, dass Sie wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt haben. Dafür, dass im allerletzten Moment doch noch alles so gut wurde, wie es werden konnte. Dafür, dass es Ihnen nicht egal war welchen Inhalt dieses Paket hat und dafür, dass ihre Hände die Sprache des Herzens sprachen. Dafür, dass sie der rettende Engel in letzter Minute waren und die Ignoranz ihrer Kollegin vor Ort ausgeglichen haben. Ohne Sie wäre dieses Kleid niemals rechtzeitig angekommen. Ohne Sie wären viele Tränen mehr geweint worden. So trauern wir alle um die kleine Lillian. Und doch feiern wir, dass ihr kleines Leben so viel bewirkt hat: Zusammenhalt, Engagement, Selbstlosigkeit. So ein kleines Leben – so viel erreicht. Ich werde versuchen Sie selbst zu erreichen. Weil ich Ihnen Danke sagen möchte. Im Namen der Eltern, aber auch im Namen des Vereins und letztlich auch ganz persönlich von mir. Ich habe an diesem Kleidchen fast sieben Stunden genäht. Ich habe all meine Liebe hineingelegt und gehofft, sie möge die Eltern erreichen und sie tragen in ihrer Trauer um ihr Kind. Ohne Sie, hätte sie meine Geste niemals erreicht. Sollten Sie diesen Brief jemals lesen würde ich mich unermesslich freuen, wenn Sie mich kontaktieren. Damit ich Danke sagen kann. Es ist mir ein tiefes, ehrliches Bedürfnis.

Mit unbekannten sehr herzlichen Grüßen
Isabel Weber Gründerin der Himmelskleider e.V.

PS: Die Geschichte wurde von allen beteiligten Personen zur Veröffentlichung freigegeben.


Frau Scheel hat sich bis heute leider nicht bei mir gemeldet. Ich hoffe immernoch, dass ich mich irgendwann selbst bedanken kann.


Nachdem die Krankheitswelle auch die Himmelskleider im Feburar fest im Griff hatte, geht es nun mit neuem Elan weiter an die Näharbeiten.
Wir wollen als nächstes das LKH Feldbach/Österreich sowie das Krankenhaus Warstein beschenken.
Auch ist am Samstag der nächste Nähtreff angesetzt. Ich hoffe, dass wir viel produktives zusammentragen können und so viel Gutes tun.